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Wolfgang Borelly

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Wolfgang Borelly mit Stadträten

Der Nachlass Wolfgang Borellys besteht aus zwei Ablieferungen: dem 1973 übergebenen Vorlass und dem 1993 abgelieferten Nachlass.

Wolfgang Borelly wird am 13. April 1906 in Anklam in Pommern geboren. Er studiert in Danzig, Wien, Darmstadt und Berlin-Charlottenburg Bauingenieurwesen. 1929 besteht er die Diplomprüfung mit Auszeichnung, vier Jahre später außerdem die zweite Staatsprüfung des Wasser- und Straßenbaufachs. Von 1933 bis 1939 ist Borelly in der Tiefbauverwaltung Danzigs tätig, zuletzt als Leiter des Tiefbauamtes.

Nach dem Krieg arbeitet er zunächst in der privaten Bauwirtschaft, 1954 wechselt er in Düsseldorf wieder in den kommunalen Bauverwaltungsdienst. Im Jahr darauf wird er als Dezernent der Tiefbauverwaltung nach Mannheim berufen.

In dieser Zeit folgt Mannheim dem Leitbild einer verkehrs- bzw. autogerechten Stadt. Ballungsräume sollen aufgelockert, gute Verkehrsverbindungen geschaffen und der Durchgangsverkehr aus der Innenstadt und den Wohngebieten herausgehalten werden. Große Summen werden in diesem Bereich investiert, Borelly hat maßgeblichen Einfluss auf viele Bauprojekte dieser Zeit.

Zwei wichtige Brückenbauten prägen seinen Ruf als weitblickenden Stadtoberbaudirektor: der Wiederaufbau der Konrad-Adenauer-Brücke und der Neubau der Kurt-Schumacher-Brücke (Nordbrücke). Neben weiteren Brückenbauten und zahlreichen Straßen werden in seiner Amtszeit unter anderem auch die Stadtentwässerung neu geplant und die Kläranlage bei Sandhofen ausgebaut. Außerdem prägt er die Müllverbrennungsanlage und den Ölhafen. Seine Verkehrskonzeption ist zukunftsorientiert und berücksichtigt auch den öffentlichen Nahverkehr.

Einweihung der Kurt-Schumacher-Brücke, 1972

Noch während seiner Amtszeit, vor allem aber im Ruhestand, beschäftigt er sich intensiv mit Schrägkabel-Brücken, insbesondere Konstruktion, Montage und Korrosionsschutz der Seile. Kurz nach seinem Ausscheiden aus dem städtischen Dienst erfüllt er einen Forschungsauftrag des Bundesverkehrsministeriums zu diesem Thema. Die Materialsammlung dazu ist im Nachlass enthalten. Überhaupt lässt ihn das Thema Brückenbau bis ins hohe Alter nicht mehr los. Er entwickelt ein Verfahren zur Sanierung von Schrägkabel-Brücken, das er patentieren lässt. Borelly wird 82 Jahre alt und bis zu seinem Tod am 28. Januar 1989 forscht und publiziert er über Brückenbau und -sanierung.

Wolfgang Borelly, ca. 1964

Obwohl Borelly ein bedeutsamer Ingenieur ist und zahlreiche bedeutsame Bauten in seiner Amtszeit entstehen, ist sein Name in Mannheim vor allem mit der um 1960 gebauten Fußgängerunterführung unter der Bismarckstraße zwischen Kaiserring und Bahnhofsvorplatz eng verbunden. Die Passage soll seinerzeit durch Einkaufsmöglichkeiten und Schaukästen für Fußgänger attraktiv werden, was aber rückblickend gründlich misslingt und ihr den Namen Borelly-Grotte einbringt. Seit März 2018 ist die Passage geschlossen.

Der Nachlass Borellys enthält Informationen über seine Amtszeiten in Danzig und Mannheim sowie seine Tätigkeit als Mitglied des Bauausschusses des Deutschen Städtetages. Des Weiteren befinden sich Materialsammlungen, Forschungsarbeiten und Manuskripte sowie eine umfangreiche Büchersammlung im Nachlass, die in die Bibliothek aufgenommen wurde. Die Fotografien aus dem Nachlass befinden sich heute in der Bildsammlung des MARCHIVUM.

Der Nachlass dokumentiert insbesondere Borellys wichtigste Brückenbauprojekte sowie seine knapp zehnjährige Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Schrägkabel-Großbrücken. Von besonderem fachwissenschaftlichem Wert ist die umfangreiche Materialiensammlung aus seiner wissenschaftlichen Arbeit, deren Ergebnisse zu einer Reihe von patentierten Erfindungen führen.