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Mannheimer Verlassenschaftsakten online

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Erfolgreiches Projekt mit der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Verlassenschaftsakten im Original

Was war den Menschen in früheren Zeiten so wichtig, dass sie es in Testamenten festhielten? Wie regelten sie ihre Hinterlassenschaft? Wie umgehen mit Waisenkindern? Und wie kann man Erbstreitigkeiten verhindern oder zumindest regeln? Antworten aus dem 18. und 19. Jahrhundert auf diese Fragen finden sich in den Mannheimer Verlassenschaftsakten. Diese sind nun online und über den DFG-Viewer einsehbar für jedermann.

Die Mannheimer Verlassenschaftsakten stellen zweifelsohne einen besonderen Archivschatz dar: Es handelt sich hier um Unterlagen vornehmlich aus dem 18. und 19. Jahrhundert, in denen die Stadtverwaltung die Hinterlassenschaften von verstorbenen Mannheimerinnen und Mannheimern regelte. Sei es die Aufteilung von hinterlassenem Vermögen, Immobilien, Krediten oder auch Schulden, aber auch die Regelung für die hinterbliebenen Ehepartner und minderjährigen Kinder: Hier finden sich Testamente, Inventare von Haushalten und Notariatsurkunden, aber auch Privatbriefe, die Einblick geben in das (Nach-)Leben einfacher wie prominenter Personen aus Mannheim.
Während in vielen anderen Städten diese Unterlagen vernichtet sind, haben sie sich im Falle der Stadt Mannheim durch glückliche Umstände erhalten und sind heute im MARCHIVUM vorhanden und einsehbar. Und das nicht länger nur im Lesesaal, sondern nunmehr auch online!

Die Verlassenschaftsakten im Original. Man beachte die badische Oberrandheftung.

Digitalisierung mit Unterstützung der DFG


Der mit rund 12.000 Akten sehr umfangreiche Bestand konnte 2017 bis 2019 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) digitalisiert werden. Seit wenigen Jahren fördert die DFG mit einem eigenen Programm die Digitalisierung und Erschließung archivischer Quellen. Ziel ist dabei nicht nur das Einscannen der Unterlagen, sondern vor allem deren Online-Bereitstellung für die wissenschaftliche Forschung. Im Zentrum stehen dabei überregional bedeutsame Archivbestände, die für unterschiedliche Forschungsrichtungen innerhalb der Geschichtswissenschaften von Bedeutung sind. In den vergangenen Jahren hat das MARCHIVUM mehrfach erfolgreich Anträge gestellt und Förderzusagen erhalten. Mit „Digitalisierung der Mannheimer Verlassenschaftsakten“ steht nun das erste Projekt vor dem Abschluss. Nach der erfolgreichen Durchführung der Scanarbeiten werden die Digitalisate derzeit online gestellt.

Der DFG-Viewer


Für die Bereitstellung im Internet sieht die DFG verpflichtend die Verwendung des sogenannten DFG-Viewers  vor. Hierbei handelt es sich um eine Anwendung zur Darstellung von Digitalisaten aus dem Archiv- und Bibliotheksbereich, spezialisiert für historische Handschriften, Akten, Bücher und Großformate. Er wurde vor allem von der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) im Auftrag der DFG entwickelt und hat somit in der Welt der großen deutschen Informationsdienstleister Standardcharakter.
Der DFG-Viewer ist ein kostenfreies Ansichtsprogramm für Digitalisate, das wiederum an Archiv- oder Bibliothekskataloge im Internet angebunden ist. Er bietet dem Internetnutzer einen einfachen Einstieg und verschiedene variable Nutzungsmöglichkeiten. Besonders profitiert der Nutzer von der Zoomfunktion, durch die der Betrachter die digitalisierten Objekte vergrößern kann, ohne dabei die vorhandenen Speicherressourcen und die Performance zu beeinträchtigen. Insbesondere klein oder auch unsauber geschriebene Handschriften, wie sie im Archiv allzu häufig anzutreffen sind, können damit leichter entzifferbar werden. Ein digitaler Drehknopf ermöglicht es, schiefe Dokumente oder schräg bzw. quer geschriebene Texte lesegerecht darzustellen. Eine Thumbnailansicht gibt einen schnellen visuellen Überblick über die Akte; auf diese Weise kann etwa schnell festgestellt werden, ob sich Zeichnungen oder archivische „Fremdkörper“ wie Pläne, Fotos oder Siegel in einer Papierakte befinden. Die Anbindung des DFG-Viewers an das vom MARCHIVUM verwendete Programm FindStar² wurde in einem eigenen Projekt mit dem Hersteller Scope Solutions aus Basel realisiert und ist seit Oktober 2019 online. Seither wurden mehr als 4.000 Akten aus dem Verlassenschaftsprojekt hochgeladen und sind nun einsehbar.

Ansicht einer digitalen Akte im DFG-Viewer (Screenshot)

Auf dem Weg zum digitalen Lesesaal


Mit der Einbindung des DFG-Viewers und dem Hochladen des Bestands Verlassenschaftsakten hat das MARCHIVUM einen wichtigen Meilenstein auf seinem Weg zum digitalen Lesesaal genommen. Denn Kundinnen und Kunden verlangen längst nicht mehr nur die Bereitstellung von Archiv- oder Bibliothekskatalogen im Internet, sondern zunehmend auch ganzer digitalisierter Bestände. Daher hat auch die Stadtverwaltung Mannheim das Projekt „Einführung digitaler Lesesaal“ in den Maßnahmenkatalog ihrer Digitalisierungsstrategie  aufgenommen. Die ersten Resultate sind nun einsehbar. Und im Laufe des Jahres 2020/21 werden weitere Bestände hochgeladen. So bekommen alle Menschen die Möglichkeit, ortsunabhängig und jederzeit in die Schatzkammer des MARCHIVUM hinabzusteigen und in die Geschichte Mannheims einzutauchen.

Tutorial zur Nutzung des DFG-Viewers auf der Homepage des MARCHIVUM

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Neue Serie geht an den Start

Was bleibt von einer Person nach deren Tod? Nur die Erinnerungen der Hinterbliebenen? Wie kann eine Gesellschaft an eine Person erinnern? Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist, heißt es im Talmud. Bertold Brecht meinte „Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn niemand mehr an ihn denkt.“ Doch wie kann die Erinnerung über Generationen hinweg wach gehalten werden? Hier kommen die Archive ins Spiel. Konkret für Mannheim das MARCHIVUM.

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