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Verkehrsknoten Mannheim

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Hauptbahnhof Mannheim

Mit dem Buch "Verkehrsknoten Mannheim" legt Wolfgang Löckel als ausgewiesener Kenner der Verkehrs- und Eisenbahngeschichte eine gelungene Ergänzung zu den vorangegangenen Bänden über Heidelberg, Ludwigshafen und Weinheim vor. Zusammen geben die Veröffentlichungen einen umfassenden Überblick zur Mobilitätsgeschichte im Rhein-Neckar-Dreieck.

In gewohnter Manier besticht auch der neue Band durch seine reiche Bebilderung, die gekonnt mit den textlichen Ausführungen in ausgewogener Weise harmoniert.
Gelegen im Dreiländer Eck ist Mannheim heute bedeutendes wirtschaftliches Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar. Zusammen mit dem zweitgrößten Binnenhäfen Deutschlands und dem Regionalflughafen ist die Stadt wichtiger Verkehrsknotenpunkt.

Zu Anfang gibt Löckel einen allgemeinen Überblick über die Mannheimer Stadt- und Verkehrsgeschichte. Er verzichtet dabei auf eine chronologische Darstellung, sondern kombiniert geschickt historische Fakten mit der aktuellen Situationsbeschreibung und stellt dabei die Rolle Mannheims innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar heraus.

Gleisanlagen, Mai 1972, Foto: Thomas Stepp

So führte Mannheim bereits 1878 eine Straßenbahnlinie ein, die zunächst als Pferdebahn den Anfang des öffentlichen Personennahverkehrs begründete. In den Folgejahren konsequent ausgebaut, verfügt die Metropolregion heute unter der Verwaltung der Rhein-Neckar-Verkehrs GmbH mit insgesamt mehr als 300 km über das größte, zusammenhängende, meterspurige Regional-Schienennetz in Deutschland.

OEG-Wagen, 1962, Foto: Trobisch

Löckel beschreibt die Rolle des Mannheimer Hauptbahnhofs anschaulich als Eisenbahnverkehrsknotenpunkt, der aber auch mit attraktiven Angeboten aus Einzelhandel und Gastronomie längst zu einem sehr gut frequentierten "Einkaufsbahnhof" wurde. Die Geschichte des Eisenbahnwesens in Mannheim weiß der Autor in gebotener Kürze zu skizzieren.

In den z.T. sehr ausführlichen wie kenntnisreichen Bildunterschriften erwähnt der Autor auch die Typenbezeichnungen der abgebildeten Schienenfahrzeuge, verzichtet dabei aber dankenswerterweise auf allzu technische Ausführungen. Vielmehr erklärt er unter Verzicht auf Fachtermini die jeweiligen Besonderheiten der Fahrzeuge, deren Streckenverläufe und gibt Informationen zu den abgebildeten Gebäuden oder Alltagssituationen. Bilder von Verkehrskonstellationen in der Innenstadt sind somit Anlass für Erläuterungen historischer Fakten, beispielsweise zum "Plankendurchbruch" – der Verbreiterung der wichtigsten Innenstadtmagistrale in den 1930er Jahren – oder zur Rolle des Paradeplatzes in der Kurfürstenzeit.

Beim Thema Schienenverkehr hat der Autor bewusst auch Fotografien ausgewählt, die u.a. Alltagsszenen wie Verabschiedungen am Bahnsteig zeigen oder aber Situationen aus dem Arbeitsalltag abbilden. Dies sind im Kontrast zu den Aufnahmen verschiedenster Züge kleine visuelle Kostbarkeiten, die den jeweiligen Zeitgeist widerspiegeln und die mitunter etwas statisch wirkenden Aufnahmen durchbrechen und auflockern.

MVV Wagen 67 II, 1955, Foto: MVG-Archiv

Anhand eindrücklicher Luftaufnahmen wird das für Mannheim so typische Literierungssystem der Innenstadt, die "Quadrate", erläutert. Für Auswärtige sind die innenstadttypischen Adressenangaben wie B 2,7 oder E 6,3 rätselhaft, begründen aber Mannheims Ruf als "Quadratestadt", die an ein Schachbrettmuster erinnert. Weitere Aufnahmen zeigen sämtliche Vorort- bzw. Stadtteilbahnhöfe. Zu sehen sind die großen Industrieanlagen, beispielsweise der ehemaligen BBC (heute ABB u.a.) in Käfertal und deren Geschichte und Bedeutung für die wirtschaftliche Stadtentwicklung.

Flughafen Mannheim-Neuostheim, Mai 1962, Foto: Lossen

Mit Bildern des Flughafens in Neuostheim, diverser Brücken über Rhein und Neckar sowie Autobahnen unterstreicht Löckel die verkehrstechnisch günstige Anbindung an das Umland. Kuriose Aufnahmen – wie das Entladen von Zirkuselefanten aus der Sammlung Stiasny des MARCHIVUM aus dem Jahr 1965 – lassen dabei den Betrachter schmunzeln und sind willkommene Beigaben zu technischen und historischen Fakten.

Der öffentliche Nahverkehr in der Innenstadt, den Mannheimer Stadtteilen und ins Umland nach Heidelberg und Weinheim wird anhand historischen Bildmaterials vorwiegend aus den 1950er bis 1990er Jahren illustriert.

Im Abschluss des Bandes werden "Werksbahnhöfe und Häfen" thematisiert. Hierbei steht die Rolle schienenbetriebener Fahrzeuge als Transportmittel für Güter in der Produktion und in der Zulieferung von Gütern und Waren in den Häfen im Vordergrund.

Dem Autor ist herzlich Dank zu sagen und Respekt zu zollen - allein schon für seine akribische Bildrecherche und Zusammenstellung des Materials aus Privat- und Sammlerkreisen sowie Institutionen wie dem MARCHIVUM oder dem VDVA-Archiv. Das bisher z.T. unveröffentlichte Material wird dabei mit großer Fachkompetenz sowie bisweilen auch mit einem Augenzwinkern kommentiert.

Zwar liegt der zeitliche Fokus eher auf den Jahren nach 1945. Dennoch entsteht durch die konsequente Schwarz-Weiß-Bebilderung ein historisierender Eindruck. Die durch den Hochglanzdruck sehr klaren Aufnahmen dienen immer zur textlichen Erläuterung von Aspekten auch der frühen Stadtgeschichte. Die Qualität der Abbildungen und des Papiers sowie das Format machen den Bildband auch zu einem haptisch hochwertigen Genuss. Eisenbahnnostalgiker kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie stadtgeschichtlich Interessierte.

Das Buch:

Wolfgang Löckel: Verkehrsknoten Mannheim. Freiburg: EK-VErlag-GmbH, 2020

Zum Autor:

Wolfgang Löckel wurde 1953 in Ludwigshafen geboren. Nach einer Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn war er zunächst als Zolldeklarant bei der Stückgut-Umladehalle am Mannheimer Rangierbahnhof tätig, ab 1988 dann als Zugbegleiter (Zugführer) bei der Fahrmeisterei Mannheim Hbf. Von 1994 bis zu seinem Ruhestand im November 2012 arbeitete er als Zug-Chef auf dem gesamten Streckennetz der Deutschen Bahn.

Bereits ab den 1970er Jahren ist Löckel als Museums-Eisenbahner aktiv. Seit 2005 engagiert er sich bei der Stiftung Deutsche Eisenbahn (SDE), die er aktuell als Botschafter vertritt. Er hat bereits rund 20 verkehrshistorische Bände bei diversen Fachverlagen veröffentlicht. Neue Publikationen über den Schienenverkehr im Rhein-Neckar-Raum bei der Verlagsgruppe Bahn (VGB) von Funke Medien sind in Planung. Der Autor lebt in Ladenburg.