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"Große Geschenke erhalten die Freundschaft"

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Münze

Bei der Kurpfälzischen Medaillensuiten, auch kurz Kurfürstensuite genannt, handelt es sich um eine Serie von 30 Gedenkmünzen, die Kurfürst Karl Theodor 1758 anfertigen lässt.

Die Medaillen sind einheitlich gestaltet und tragen Porträts der 26 Wittelsbacher Kurfürsten. Die Vorderseiten zeigen künstlerisch hochwertige Brustporträts in Hochrelief mit einer Umschrift, der sogenannten Legende, die Namen und Titel der Dargestellten angibt. Die Rückseiten bieten neben einer Ordinalzahl weitere Informationen zu Lebensdaten, besonderen Verdiensten sowie familiären Bezügen. Die vier Administratoren, die ebenfalls in die Serie aufgenommen werden, erhalten die Ordinalzahl ihrer Mündel, für die sie kommissarisch die Regentschaft ausüben. Daher endet die Serie mit der Ordnungszahl 26.

Eine der fünf Tafeln aus dem Begleitheft mit Kupferstichen von Egid Verhelst, 1772

Die Reihe beginnt mit Pfalzgraf Ludwig I, dem Kelheimer (1214–1228), dem Begründer der Dynastie und endet mit dem regierenden Kurfürsten Karl Theodor. Er gibt sich durch die Legende auf der Rückseite "HAEC NUMISMATA CUDI IUSSIT" übersetzt "Er ließ diese Medaillen schlagen", als Auftraggeber zu erkennen. Zugleich wird das Prägejahr 1758 aufgeführt und der Medailleur "A(nton) SCHAEFFER" (1722–1799) als Schöpfer genannt.

Diese Medaille bildet zugleich Höhepunkt und Abschluss der Serie. Karl Theodor setzt mit diesen Medaillen den seit 1214 herrschenden pfälzischen Regenten aus dem Hause Wittelsbach ein einzigartiges Denkmal und stellt sich in die Reihe der hochrangigen Herrscher. Er sieht sich somit als Krönung seiner Dynastie, auch wenn ihm noch nicht bewusst gewesen sein kann, dass er tatsächlich der letzte in der Kurpfalz residierende Wittelsbacher ist.

Mit dieser Suite folgt er einer Mode der Zeit. Zahlreiche weitere Fürsten nehmen sich die umfangreichste Suite zum Vorbild, die Christian Wermuth zwischen 1694 bis 1715 fertigt. Sie besteht aus 215 Medaillen, die sämtliche Herrscher vom römischen Kaiser Julius Caesar bis zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, den Habsburger Joseph I., abbilden.

Die kurpfälzischen Herrscher werden in der Regel mit Rüstung und Hermelinumhang gezeigt - einem Zeichen kurfürstlicher Macht. Bis auf wenige Ausnahmen sind sie ohne Kopfbedeckung porträtiert. Natürlich tragen Ruprecht III. (1352–1410), der 1400 zum römisch-deutschen König gewählt wird, und der berühmte böhmische Winterkönig Friedrich V. (1596–1632) eine Krone. Die vier Administratoren wiederum sind durch Hüte bzw. Mützen ausgewiesen. Eine Besonderheit stellt das Porträt des Kurfürsten Friedrich I., des Siegreichen (1425–1476) dar. Er trägt einen Helm, wodurch sinnfällig wird, auf welch militärischer Machtbasis dieser Kurfürst operiert.

Für die jüngeren Porträts greift der Medailleur Schäffer auf Vorlagen zurück, so dass diese Bildnisse dem tatsächlichen Aussehen der Kurfürsten nah kommen. Dabei nimmt er Gemälde, Kupferstiche oder ältere Münzporträts zum Vorbild. Für den Gründer der Stadt Mannheim, Kurfürst Friedrich IV., wählt er zwei von Mattheus Carl geschaffene Medaillenporträts. Dagegen lässt er für die Bilder der mittelalterlichen Kurfürsten seine Phantasie walten. Es bleibt ihm nur die Durchsicht chronikalischer Nachrichten, um einige Eigenschaften der Herrscher zum Ausdruck zu bringen. Porträtähnlichkeit ist daher für die Kurfürsten vor 1500 nicht zu erwarten.

Unmittelbar nach seinem Regierungsantritt hat Kurfürst Karl Theodor bereits eine große Sammelleidenschaft entwickelt, die sich auf die Münzsammlungen seiner Vorfahren, besonders die des Kurfürsten Johann Wilhelm aus Düsseldorf, stützt.

Kurz nach 1758, also in zeitlicher Nähe zur Fertigstellung der Medaillensuite, wird im neuen Ostflügel des Schlosses ein Münz- und Medaillenkabinett eingerichtet. Das Mannheimer Münzkabinett umfasst nicht weniger als 16.000 Münzen und mehr als 400 geschnittene Steine und zählt damit zu den größten Sammlungen Mitteleuropas.

Die Medaillen werden damals in einer ca. 24 cm breiten und 28 cm langen Holzkassette mit Messingschließen verwahrt, deren mit Samt ausgeschlagener Boden fünf Reihen zu je sechs Vertiefungen zum Einlegen der Münzen aufweist. Nur vereinzelt sind solche Etuis im Original erhalten. Die Mehrzahl der heute noch erhaltenen Kassetten stammt überraschenderweise aus der Münchner Zeit Karl Theodors ab 1778, was sich aus dem Wappen auf dem Deckel ersehen lässt. Die Kassetten werden also nicht nur für seine Sammlung hergestellt, sondern vom Kurfürst selbst noch in seiner bayerischen Residenzzeit verschenkt.

Holzkassette mit braunem Ledereinband und aufgeprägtem kurpfälzischen Wappen für die Medaillensuite aus Bronze, Ausführung der dreißig Bildnismedaillen durch Wiegand und Anton Schaeffer, rem

Derartige Medaillensuiten dienen als Geschenke an hochrangige Gäste, Gesandte und zuverlässige Höflinge, wobei die Ausführung in Gold, Silber, Bronze oder Zinn den Rang des Beschenkten widerspiegelt. Besonders in der Barockzeit sind sie ein beliebtes Mittel, die eigene Herrschaft zu inszenieren, zugleich aber auch die lange Tradition des eigenen Hauses und den hohen Rang unter den Reichsfürsten zu betonen.

Wie viele Serien Karl Theodor in Auftrag gab, ist nicht bekannt. Der Numismatiker Friedrich Exter berichtet 1768 in seiner Publikation zur Pfälzischen Medaillensammlung, dass allein fünf Serien aus Rheingold gefertigt wurden, von denen leider nur wenige Einzelstücke bekannt sind. Komplette Serien aus Silber, Bronze und Zinn haben sich dagegen auch in Mannheim erhalten und werden im MARCHIVUM und in den Reiss-Engelhorn Museen aufbewahrt.