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Wieviele "Quadrate" hat Mannheim eigentlich genau?

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schwarz-weiß Foto in Vogelperspektive mit Blick auf den Paradeplatz mit dem halten Kaufhaustru, um 1955

Bekanntlich trägt Mannheim den Namen "Quadratestadt", da der Aufbau der Innenstadt auf ein rechtwinklig angelegtes Straßensystem aus der Zeit der Gründung von Stadt und Festung 1607 zurückgeht.

Die sogenannten Quadrate können dabei auch rechteckig, dreieckig oder trapezförmig sein. Die Bezeichnung mit Buchstaben und Zahlen beschränkt sich heute auf das Gebiet innerhalb der City-Ringe (Kaiserring, Friedrichsring Luisenring, Parkring und Bismarckstraße) und zusätzlich auf die Bebauung zwischen Hauptbahnhof und Schloss (Universität Mannheim) südlich der Bismarckstraße. Diese sechs Baublöcke wurden 1883 durch die Erschließung der sich dort befindlichen Baumschulgärten als Wohngebiet den L–Quadraten zugerechnet.

Die Anzahl der Quadrate unterliegt dabei dem historischen Wandel. Im Laufe der Zeit wurde das ursprüngliche Gebiet erweitert, wurden Teilungen und Neuerschließungen vorgenommen. Bei einer aktuellen Zählung der Quadrate werden stets alle Formen der Baublöcke berücksichtigt, wie sie auch im amtlichen Stadtplan erscheinen. So wurden die Quadrate M 3 und M 4 nach der Zerstörung der ehemaligen Dragonerkasernen im Zweiten Weltkrieg modern geteilt und damit getrennt gezählt. Dies gilt nicht für die Adressen M 3a oder M 4a, mit denen nicht zur Kaserne gehörenden Gebäude von M 3 und M 4 bezeichnet wurden.

Ebenso blieben die Quadrate T 4 und T 5 trotz der Zusammenlegung während des Standorts der Sickinger Schule in der Adresse "T 4 5" erhalten und wurden jetzt sogar wieder getrennt bebaut. Keine Rolle spielt indes, ob die Straßen zwischen den Quadraten befahrbar sind oder nicht. Dann wäre die Zählung und Benennung seit der Eröffnung der Fußgängerzone 1975 sowieso hinfällig.

Bei der Bebauung von Q 6 und Q 7 mit einem großen Einkaufszentrum wurde bewusst die Trennung der Quadrate durch einen Weg mit Fußgängerbrücke sichtbar gemacht. Damit bleibt nicht nur die historische Quadrateteilung im Straßenbild erhalten, sondern auch deren gekrümmter Verlauf entlang der ehemaligen Wallanlagen. Die langrechteckigen Baublöcke innerhalb der Ringstraßen lagen auf den Wallanlagen und waren zunächst als Gärten angelegt. Auf R 7 befinden sich mittig noch Teile des Lameygartens, trotzdem aber wird der Bereich als ein Quadrat bezeichnet. Ebenso werden Marktplatz und Paradeplatz als Quadrate gezählt, auch wenn sie nicht bebaut sind. Folgt man dieser Methode, die die historische Entwicklung berücksichtigt und zudem auf die amtliche Zählung rekurriert, gibt es heute 144 Quadrate.


Plan von der Residenz Stadt Mannheim von J.A. Bartels, 1758, MARCHIVUM

In historischer Zeit bis 1811, als die Wallanlagen noch nicht abgetragen waren, lassen sich die Quadrate nur anhand idealisierter historischer Stadtpläne beziffern. Im 17. Jahrhundert gehörten die Bereiche südlich der Planken zur getrennten Festung Friedrichsburg und wurden nicht mit rechteckigen Böcken bebaut. Der älteste Plan von van Deyl aus dem Jahr 1663 zeigt daher nur 60 Quadrate.

Zunächst diente die Bezeichnung dieser Baublöcke mit Buchstaben oder Zahlen nur der Katasterverwaltung. Bis zur Entfestigung der Stadt gab es unterschiedliche Durchnummerierungen der Baublöcke, wobei der Begriff "Quadrat" schon erstmals im Ratsprotokoll vom 22. Februar 1676 schriftlich überliefert ist. Dort heißt es: "Derweilen kein brunnen in solchem Quadrat vorhanden." Allerdings wird hier "Quadrat" nur allgemein als Bezeichnung eines Karrees verwendet, ohne dass es ein festes System gäbe.

Noch vor der Zerstörung Mannheims im Pfälzischen Erbfolgekrieg fand 1684 eine Neuvermessung und Erfassung der Grundstücke durch den Renovator Philipp Jakob Ulmann statt, die mit einer einheitlichen Nummerierung der Baublöcke einherging. Er führte eine reihenweise abwechselnde Zählrichtung der Blöcke mit römische Zahlen ein, die Grundstücke erhielten arabische Ziffern.

Nach Vereinigung von Stadt und Festung wurden im 18. Jahrhundert mehrere Neuvermessungen und Neubezeichnungen vorgenommen. Zunächst wurden den Baublöcken lateinische Großbuchstaben zugeordnet, schließlich durch Johann Georg Baumgratz 1735 und durch Joseph Paulus Karg 1774 dann Ziffern. Seit der Öffnung der Festung zur Stadt hin einhergehend mit dem Schlossbau entstanden neue Baublöcke auf dem Gelände der ehemaligen Festung. Auf diese Weise lassen sich etwa auf dem Plan von Bartels 95 Quadrate zählen.

Die heutige Bezeichnung mit Buchstaben und Zahlen wurde vom Gemeinderat im Jahr 1811 beschlossen: Hierzu hieß "worauf die rechte Seite der Stadt, vom Residenz-Schloß abwärts genommen, mit anderen Littera dergestalt zu bezeichnen seye, daß bei der ersten Straßen Abtheilung mit Litt[era] L angefangen und fort bis zum Buchstaben U nach der nemlichen Abtheilung wie bei der linken Seite fortgefahren werde, als deutlicher und bestimmter genehmigt worden seye."


Plan der Stadt Mannheim nach einer Zeichnung von W. von Traitteur, 1813, MARCHIVUM

Aufgehoben wurden dagegen Ende des 19. Jahrhunderts die Bezeichnungen Z 1–9, die - erstmals 1813 nachweisbar - nach der Schleifung der Festung für die Gebiete auf und außerhalb der einstigen Befestigung lagen. Z 1 bezeichnete die Grundstücke im Bereich des heutigen Hauses Oberrhein und im Jungbusch. Z 2 war dem Gebiet des heutigen Hauptsitzes der MVV jenseits des Luisenrings vorbehalten. Ab den 1880er Jahren wurden die Z-Bezeichnungen durch andere Literierungen wie zum Beispiel H 10 ergänzt, um dann im Jahre 1900 durch Straßennamen ersetzt zu werden, die zum Teil die alten Straßenbezeichnungen der Innenstadt fortführten wie die Akademie-, Kirchen- und Jungbuschstraße.

Das Quadrat Z 2 erstreckte sich zeitweise sogar auf die andere Neckarseite, auf die ehemaligen Neckargärten in der heutigen Neckarstadt-West. Darüber hinaus wurden dort in den 1850er Jahren auch die Bezeichnungen A bis Q für die Karrees östlich und westlich der heutigen Mittelstraße eingeführt. Ab 1890 diente ein vorangestelltes Z der deutlicheren Unterscheidung von den innerstädtischen Quadratbezeichnungen, so dass die Adressen ZA bis ZQ nur in der Neckarstadt vorkamen. Dies führte häufig zu Verwechslungen mit den Quadraten der Innenstadt, so dass die Stadtverwaltung 1892 in der Neckarstadt Straßennamen einführte und damit die Quadrate jenseits des Neckars zu einem historischen Intermezzo machte.

Die Quadrate der Innenstadt sind ein historisches Erbe aus der Gründungszeit; und obwohl sie, wie wir gesehen haben, letztlich nicht quadratisch sind, sind sie in dieser Form einzigartig und ein Wahrzeichen unserer Stadt.

Kriminalfälle in Mannheim - "Die Ehetragödie von K3" (1907)

"Die Ehetragödie von K 3", so titelte der Mannheimer Generalanzeiger vor über 120 Jahren am Rosenmontag: Der 30-jährige Arbeiter August Ronellenfitsch hatte seine im sechsten Monat schwangere Ehefrau Anna und seine zwei kleinen Söhne, August junior, drei Jahre, und Karl, 15 Monate alt, daheim in K 3, 28 mit einem Dolch am Nachmittag des 11. Februar 1907 brutal ermordet.

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