![Fuchs- und Sauprellen auf dem Mannheimer Marktplatz (Ausschnitt) farbiges Bild, das eine Jagdszene auf dem Mannheimer Marktplatz zeigt (Ausschnitt)](/sites/default/files/styles/header_ausser_startseite_/public/blogbilder/header_46.jpg?itok=7Z78AU-o)
Diese höfische Variante der "eingestellten Jagd", bei der das Wild zum Abschuss in Pferche zusammengetrieben wurde, war in der Barockzeit sehr beliebt. Durch die damit einhergehenden Feste diente das Treiben dem höchsten Adel zur Repräsentation. Im Zentrum des dazu präparierten Marktplatzes sticht ein weißes kreisförmiges Tuch hervor, auf dem ein Wildschwein von mehreren Jägern hochgeworfen und wieder aufgefangen wird. Gleiches müssen die Füchse ertragen, die am vorderen und hinteren Rand der Einfriedung von je zwei Jägern mit strickleiterartigen Netzen hochgeworfen werden. Im Vordergrund tragen als Harlekin-Affen verkleidete Menschen eine rote Sänfte und Wildschweine sind vor einen Wagen gespannt. Sechs Wildschweinreiter werden von einem Reh angeführt. Insgesamt laufen eine große Anzahl Füchse umher, dazwischen einzelne Jäger und unterschiedlich große Menschengruppen. Männer, Frauen und Kinder unterhalten sich und betrachten das Spektakel aus der Nähe.
Fuchs- und Sauprellen, um 1720, GK I 7152, Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, Foto: Wolfgang Pfauder
Wo und auch wann diese inszenierte Jagd stattfand, ist dank weiterer Versionen dieses Gemäldes überliefert. In der Deutschordenskommende Lengmoos in Südtirol findet sich unter fünf großen, mit Jagdbildern bemalten Wandbespannungen aus Stoff eine nahezu identische Darstellung mit der Aufschrift: "Diese Lust Jagen ist von Ihro Churfürst: Durch: zu Pfaltz in der Residents-Stadt Manheim Anno 1722 gehalten worden." Die Jagd fand also tatsächlich in Mannheim statt und wurde von Kurfürst Karl Philipp ausgerichtet. Auch aus den Inschriften der anderen Lengmooser Darstellungen geht hervor, dass sie dokumentarischen Charakter haben, es sich also um reale Ereignisse handelt.
Da die Lengmooser Jagdbilder mit "F. Baumann" signiert wurden, handelt es sich wahrscheinlich um freie Wiederholungen einer Serie von Jagdbildern, die einst im Schwetzinger Schloss angebracht waren. Denn Joseph Anton Baumann war als Hofmaler in Mannheim tätig. Leider hat sich unter den 16 Schwetzinger Jagdbildern die Darstellung auf dem Marktplatz nicht erhalten, wäre aber durchaus zu erschließen, denn alle anderen Bilder aus Lengmoos finden ihr Pendant in Schwetzingen. Darüber hinaus existiert eine weitere etwas detailreichere Variante des Mannheimer Jagdbilds in Privatbesitz. Darauf ist sogar der Brunnen auf dem Marktplatz zu sehen, allerdings fehlt die Balustrade, die Prominenz schaut aus den Fenstern. Unterschiedliche Details der Serien weisen auf unabhängig entstandene Nachahmungen eines gemeinsamen Vorbilds hin. Am ähnlichsten bleiben der Wandbehang in Lengmoos und das Gemälde im Jagdschloss Grunewald.
Kurfürst Karl Philipp, Gemälde von Johann Philipp van der Schlichten, um 1727/28, Inv. O 197,
Abbildung: Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim
Der inhaltliche Bezug zu Mannheim und Schwetzingen unter Kurfürst Karl Philipp spricht dafür, dass der Ursprung der Serien in der Kurpfalz zu suchen ist. Ebenso wie Erzbischof Clemens hatte der Kurfürst zudem einen Bezug zur Kommende, dem Sitz des Deutschordens in Lengmoos. Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, der Bruder des Kurfürsten, war Ordensoberhaupt, Hochmeister genannt, ebenso der Erzbischof und sein Neffe. Karl Philipp selbst lebte zeitweise als Statthalter der Habsburger-Kaiser in Innsbruck. Deshalb ist es naheliegend, die Vorbilder im Umfeld des Kurfürsten zu suchen. Auch wenn dieses Gemälde vom Sauprellen sehr einfach, fast naiv ausgeführt wurde, ohne allzu hohes künstlerisches Niveau, ist es für Mannheim ein wertvolles Zeitzeugnis und darüber hinaus die einzige Darstellung des Mannheimer Marktplatzes in dieser Zeit.
Der Zyklus im Schloss Schwetzingen und die anderen Jagdserien zeigen die Bandbreite dieser Prunkjagden und geben eine Vorstellung von dem Aufwand, mit dem sie betrieben wurden. Tatsächlich stattfindende Wasserjagden auf Hirsche und Sauen, Wildschweinjagden mit aufwändiger Bühnenarchitektur und parkähnlich gestalteter Natur wurden im Bild festgehalten. Das Fuchs- und Sauprellen bildete einen befremdlichen Höhepunkt dieser Jagdfeierlichkeiten, die mit dem ursprünglichen sportlichen Element der Jagd nichts mehr zu tun hatten. Stattdessen stand die Schaulust der Zuschauenden, die sich am Leid der Tiere ergötzen, im Vordergrund.
Dieses Objekt und weitere finden Sie in der MARCHIVUM-Publikation "Geschichte Mannheims in 100 Objekten", welche im Winter 2023 veröffentlicht wurde.
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