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Queer im Leben - Mannheims erster CSD

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farbiges Cover vom Programmheft CSD-Südwest 1997 (Ausschnitt)

Der Christopher Street Day (CSD) ist mittlerweile eine feste Institution im Mannheimer Veranstaltungskalender. Doch wann war eigentlich der erste CSD in Mannheim? Dies zu beantworten ist gar nicht so einfach. Im Folgenden wird Christian Könnes Antwort aus "Queer im Leben – Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region" nachvollzogen.

Zur Debatte stehen zunächst einmal drei Jahre: 1992, 1997 und 2001.

1992 wird für den 13. Juni eine "Homo-Demo" angekündigt, "die als Christopher Street Day mit Rahmenprogramm für den wilden Süden" geplant ist. Diese fällt jedoch dem Demonstrationsverbot in Mannheim zum Opfer, das infolge der Ausschreitungen auf der Schönau verhängt wird. Stattdessen findet in Konstanz der CSD-Südwest statt. Vermutlich als Ersatzprogramm wird zwei Wochen später im MS Connexion eine CSD-Party organisiert, die viele Mannheimer*innen wohl im weiteren Sinne schon als den ersten CSD in Mannheim zählen.

1997 findet dann fünf Jahre später wirklich die erste CSD-Parade in Mannheim statt. Etwa 700 Menschen demonstrieren am 21. Juni in der Innenstadt. Über die Woche hinweg gibt es ein vielfältiges Begleitprogramm, wie z.B. die schwule Filmwoche im Cinema Quadrat. Am Tag selbst gibt es ein Straßenfest mit Bühnenprogramm und Infoständen auf den Kapuzinerplanken. Damit dürfte die Sache wohl klar sein: Der erste 'richtige' CSD in Mannheim war also im Jahr 1997. Ja, im Grunde schon. Dennoch handelte es sich noch um eine Parade im Rahmen des CSD-Südwest.



Der erste Mannheimer CSD findet erst im Jahr 2001 statt und markiert für die Geschichte des CSD in Mannheim und der Region eine Art Zeitenwende. Offiziell sind es 60.000 Menschen, die am 5.8. in Mannheim demonstrieren. 2001 ist dies der viertgrößte CSD der BRD-Geschichte. Doch auch die Schirmherrschaft eines bekannten Politikers, nämlich des Bundestagsabgeordneten Volker Beck, verschafft dem CSD zusätzliches Standing. Im Vergleich zu den Malen davor erfährt der CSD nun auch eine besondere Würdigung in der Presse. So widmet z.B. der Mannheimer Morgen dem Thema die Titelseite seiner Wochenendausgabe. Generell bildet die Presse den zeitgenössischen Diskurs ab und bietet über Leserbriefe Raum zur Diskussion.



Seitdem findet in Mannheim jedes Jahr ein CSD statt, der auch stets von einer prominenten Person mittels einer Schirmherschafft begleitet wird.

Mehr Details zum Thema, die Geschichte der anderen CSDs in der Region und weitere interessante Episoden aus der Geschichte des queeren Lebens in der Rhein-Neckar-Region gibt es in der MARCHIVUM-Publikation "Queer im Leben! Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Geschichte und Gegenwart der Rhein-Neckar-Region". Das Buch mit beigefügter DVD ist im Verlag Regionalkultur erschienen. Es ist im Shop des MARCHIVUM erhältlich.

alles zum Thema: CSD, Stadtgeschichte

Ein jüdischer Jurist aus Mannheim: Hans Ludwig Jacobsohn - Hans Oettinger – Henry Ormond

Mannheim zur Kaiserzeit: Die größte Stadt des Großherzogtums Baden hat im Jahr 1905 gut 163.000 Einwohner, darunter 5.500 Juden. Das pulsierende Industrie- und Handelszentrum gilt als größter Warenumschlagsplatz Süddeutschlands; es wird liberal regiert und geprägt von stolzem Handels-bürgertum und einer starken Sozialdemokratie. In diese Stadt kommt 1907 der sechsjährige Hans Ludwig Jacobsohn, zusammen mit seiner Mutter.

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