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Berühmter Besucht Teil 3: Thomas Jefferson (1788)

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 Von Rembrandt gemaltes Portrait des Thomas Jefferson um 1800. Grauhaarig mit entschlossenem Blick blickt er den Betrachtenden an. Die Wangen udn die Nase sind lebendig rot. Schwarze Jacke über einem weißen Schal. Der Hintergrund ist braun gehalten.

Vom 13. bis 15. April 1788 war der spätere amerikanische Präsident Thomas Jefferson im „Pfälzer Hof“ am Paradeplatz zu Gast. Er absolvierte ein strammes „Touristen-Programm“: Heidelberg mit Schloss und „Großem Fass“, Schwetzingen mit Schlossgarten, einige Sehenswürdigkeiten in Mannheim, die kurfürstliche Angoraziegenzucht in Dossenheim und die Käfertaler Rhabarberplantagen.

Thomas Jefferson wurde 1743 in Virginia geboren. Der Politiker und Staatstheoretiker war maßgeblicher Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776. Er war Außenminister, von 1797-1801 Vizepräsident und ab 1801 zwei Amtszeiten lang Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.

Nachdem der Unabhängigkeitskrieg der amerikanischen Küstenkolonien gegen die Kolonialmacht England mit Hilfe Frankreichs gewonnen worden war, reiste Jefferson im Auftrag des US-Kongresses als Gesandter nach Paris. Von dort fuhr er 1788 nach Amsterdam um die drohende Zahlungsunfähigkeit der Vereinigten Staaten abzuwenden. Auf seiner Rückreise nach Frankreich ließ er sich Zeit und folgte dem Lauf des Rheins, was ihn schließlich nach Mannheim führte. Die hölzernen Schiffsbrücken bei Mannheim schienen ihn beeindruckt zu haben, denn diese beschrieb er ausführlich in seinem Reisetagebuch.

Genau am Tag seines 45. Geburtstages traf er in Mannheim ein und stieg im „Pfälzer Hof“ am Paradeplatz ab. Dieses Gasthaus gehörte zu den Häusern, die in einigen Reisehandbüchern empfohlen wurden. Auch Jefferson schien der „Pfälzer Hof“ zuzusagen, denn in einer später erstellten Liste mit Tipps für zwei nach Europa reisende Amerikaner empfahl er das Gasthaus als „gutes Lokal“.


Pfälzer Hof, 1857. MARCHIVUM

Über seinen Aufenthalt berichten wenige Zeitungsartikel, die in unserer Zeitgeschichtlichen Sammlung zu finden sind (S 1/2080 Jefferson, Thomas, S 2/0527 Stadtgeschichte, allgemein). Darin ist zu lesen, dass Jefferson, während er im „Pfälzer Hof“ wohnte, zweimal den Barbier kommen ließ und ein Buch kaufte - möglicherweise einen damals beliebten Reiseführer, dessen Tipps er folgte.

Den Reisenden standen in Mannheim einige attraktive Einrichtungen offen, wie beispielsweise die Sternwarte, das Naturalienkabinett, der Botanischer Garten, die Gemälde-, Antiken-, Münz- und Kupferstichsammlungen sowie Bibliothek und Theater. Jefferson besuchte das Theater und die Sternwarte. Sein Eintrag „Monsieur Jefferson, Ministre des Etats-Unis d’Amérique“ ist noch heute im Gästebuch der Sternwarte zu finden.

Auch die Gemäldegalerie des Schlosses schaute er sich an und fand sie ansprechend. Er verglich sie mit der Galerie in Düsseldorf, die Mannheim nur hinsichtlich der Zahl der Gemälde überflügele, nicht aber hinsichtlich der Qualität.

Er interessierte sich für Landschaft, Klima, Anbau und Tierzucht. In Dossenheim besichtigte er die kurfürstliche Angoraziegenzucht. Diese Zucht hatte Karl Theodor im Jahr 1768 mit fünf Ziegen und zwei Böcken begonnen. Die bald auf über 100 Tiere vermehrte Herde wurde vielfach von Reisenden bestaunt. Die langhaarigen Tiere weideten an den Hängen bei Dossenheim, drangen aber auch in Felder, Gärten und Gemeindewaldungen vor, was des Öfteren zu Beschwerden und schließlich zur Umsiedlung der Tiere führte.


Thomas Jefferson (Rembrandt Peale, 1800). Wikipedia, gemeinfrei.

Von Dossenheim ging es nach Heidelberg weiter, wo Jefferson das Schloss und das „Große Fass“ besichtigte. Vom Schloss zeigte er sich beeindruckt: „The situation is romantic and pleasing beyond expression. […] the castle is the most noble ruin I have ever seen.“

Nur die Gartenanlage des Schwetzinger Schosses gefiel ihm nicht, denn er schrieb, der Garten sei ein Beleg dafür, „wieviel Geld man für hässliche Sachen ausgeben kann“: „The gardens show how much money may be laid out to make an ugly thing“.

Zum Schluss seines dreitägigen Aufenthaltes besichtigte er die Rhabarberpflanzungen in Käfertal und die dortige sandige „Einöde, die mit Kiefern bepflanzt ist und auf der der Kurfürst ungefähr 200 zahme Wildschweine hat.“.
Vor Monatsende kehrte er nach Paris zurück und 1789 reiste er kurz vor Beginn der Französischen Revolution wieder nach Amerika.

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