Florian Waldeck stammt aus einer alteingesessenen jüdischen Mannheimer Familie. Sein Vater Hermann war Bankbeamter, daneben betätigte er sich als pfälzischer Mundartdichter und war im Mannheimer Altertumsverein engagiert, dessen Vorstand er seit 1914 angehörte. Die Besuche im Nationaltheater gehörten zu den bleibenden Jugenderinnerungen Waldecks.
Nach dem Abitur am Mannheimer Gymnasium studierte Waldeck Rechtswissenschaft in Heidelberg, Freiburg und München und schloss das Studium 1912 mit der Promotion ab. Bleibenden Eindruck hinterließ bei ihm sein Verwaltungspraktikum in Donaueschingen, zumal er dort auch seine spätere Frau Bertha, geborene Mackle kennen lernte. Die Hochzeit im Jahr 1917 nahm Waldeck zum Anlass, um – wie zahlreiche Angehörige des gehobenen jüdischen Bürgertums – zur protestantischen Kirche überzutreten; bemerkenswert insofern, als seine Frau römisch-katholisch war und blieb.
Im Ersten Weltkrieg leistete Waldeck Kriegsdienst bei einer Militär-Polizeistelle in Belgien. 1919 trat er zunächst in die Rechtsanwaltskanzlei seines Onkels Isidor Rosenfeld ein, nur wenige Jahre später machte er sich als Rechtsanwalt selbstständig.
1925 rückte Waldeck für die rechtsliberale Deutsche Volkspartei (DVP) als Stadtverordneter in den Mannheimer Bürgerausschuss nach, schon im Jahr darauf übernahm er den Vorsitz seiner Fraktion. Bei politischen Streitfragen war er dort ebenso wie im badischen Landtag, in den er 1927 als Nachrücker einzog, um Sachlichkeit und Vermittlung bemüht und gewann so an persönlicher Autorität und Integrität. Waldecks ausgleichendes Wesen mag der Grund dafür gewesen sein, dass er bereits nach zwei Jahren Landtagszugehörigkeit zu dessen Vizepräsident gewählt wurde.
Florian Waldeck (links) neben Hans Huber (rechts), 1952
Waldecks kulturelle Interessen waren mehr als nur Ausgleich für die berufliche und politische Tätigkeit. Schon als Stadtverordneter ließ er sich in die wichtigen kulturpolitischen Ausschüsse delegieren: der Städtischen Schlossbücherei, der Bücher- und Lesehalle, der Kunsthalle und des Rosengartens. 1920 rückte er in den Vorstand des Altertumsvereins ein. Er leitete die diesem angeschlossene Familienkundliche Vereinigung und gab die sechsbändige Reihe "Alte Mannheimer Familien" heraus, deren 1920 erschienenen ersten Band er vollständig allein verfasste. 1930 übernahm er den Vorsitz des Altertumsvereins als Nachfolger von Wilhelm Caspari.
1933 musste der "Rassejude" Waldeck alle öffentlichen Ämter im Land Baden und in der Stadt Mannheim niederlegen; vor persönlichen Übergriffen blieb er zunächst verschont. Mit der "Ausschaltung" der Juden aus dem politischen und wirtschaftlichen Leben verlor Waldeck auch als Rechtsanwalt seine berufliche Grundlage und emigrierte 1939 mit seiner Frau nach Belgien, wo er sich durch Sprachunterricht über Wasser hielt. 1940 wurde er verhaftet und zunächst in das Lager St. Cyr, später nach Gurs verbracht. Ende 1940 entlassen, kehrte er nach Belgien zurück, wurde dort im Mai 1942 erneut verhaftet und in St. Gilles bei Brüssel bis Juni 1942 festgehalten. Bis zur Befreiung überlebte er in Belgien in der Illegalität.
Florian Waldecks in Deutschland zurückgebliebene Verwandte ereilte ein schlimmeres Schicksal: Seine 1884 geborene Schwester Margarethe nahm sich 1940 das Leben, seine hochbetagte Mutter Helene folgte ihr 1942 in den Freitod. Waldecks jüngerer Bruder Hans schließlich wurde, vermutlich in Auschwitz, ermordet. Trotz aller persönlichen Schicksalsschläge half Waldeck unmittelbar nach dem Zusammenbruch des NS-Regimes seiner Rückkehr nach Mannheim beim Wiederaufbau demokratischer Strukturen und einer demokratischen Kultur in Mannheim an führender Stelle mit: als Mitglied der CDU-Fraktion im Gemeinderat von 1948 bis 1953, als Governor des Rotary-Clubs in dessen Jubiläumsjahr 1955, als Vorsitzender des wiedergegründeten Altertumsvereins seit 1949 und als Mitglied des Kuratoriums für den Neubau des Nationaltheaters. Zudem gehörte er zum dem Vorstandskollegium, das in der Spielzeit 1950/51 das Nationaltheater leitete.
Florian Waldeck, 1956
Auch in den berufsständischen Gremien der Anwaltschaft hatte Waldeck nach 1945 zahlreiche Ehrenämter inne. So fungierte er seit 1949 als Ehrenvorsitzender des Mannheimer Anwaltsvereins, seit 1954 als Vizepräsident des Deutschen Anwaltsvereins und seit 1959 als Präsident der Bundesrechtsanwaltskammer. Im Jahr der Verleihung der Ehrenbürgerwürde zeichnete die Stadt Mannheim Waldeck zudem mit der Schiller-Plakette aus, 1955 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.
Unmittelbar nach Florian Waldecks Tod im September 1960 und nach seiner Bestattung in einem Ehrengrab der Stadt auf dem Mannheimer Hauptfriedhof beschloss der Gemeinderat, den Vortragssaal des Reiß-Museums, der zu dieser Zeit zugleich auch als Sitzungssaal des Gemeinderats diente, nach ihm zu benennen.
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