Viele Jahre engagiert sich Charisios Tzellos (*1957) als Betriebsrat "beim Benz" und als Spieler und Trainer im American Football. Er setzt sich für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung ein. Und der Sport unterscheidet nicht, gibt Selbstsicherheit. Denn das Ankommen in Mannheim fällt schwer.
Vor rund drei Jahren hat das MARCHIVUM ein Projekt zur Dokumentation der Mannheimer Migrationsgeschichte gestartet. Seitdem werden gezielt Vereins- und Firmenunterlagen, persönliche Korrespondenzen, Tagebücher, Zeugnisse, Plakate, Fotos, Filme und sonstige Materialien gesammelt, die Informationen zum Thema Zuwanderung in unsere Stadt nach 1945 bieten. Über Anlass, Inhalt und Ziele dieses Projekts haben wir in einem früheren Blogbeitrag bereits ausführlich berichtet.
Die Mannheimer Neckarstadt feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum. In der neuesten Publikation des MARCHIVUM geht Hans-Joachim Hirsch der Entwicklung dieses besonderen Mannheimer Stadtteils von den ersten Siedlungsanfängen über die eigentliche Stadtteilgründung und -erschließung, die Zeit des ersten Weltkriegs, die Weimarer Republik bis hin zur Zeit des Nationalsozialismus nach. Der Band endet in der Nachkriegszeit mit den ersten Zeugnissen des Wiederaufbaus und dem Ausblick in eine demokratische Zukunft. Im Folgenden sollen einige der von Hirsch in seinem Buch beschriebenen Meilensteine der Stadtteilentwicklung vorgestellt werden.
In der Zeit des "Dritten Reichs" hatten zahlreiche deutsche Städte Adolf Hitler, Joseph Goebbels, Hermann Göring und andere NS-Größen zu ihren Ehrenbürgern erhoben. Vor diesem Hintergrund sah sich das Stuttgarter Innenministerium im Februar 1946 veranlasst, den Gemeinden größte Zurückhaltung hinsichtlich der Verleihung neuer Ehrenbürgerwürden aufzuerlegen.
"Migration ist elementarer Bestandteil des historischen Erbes Mannheims seit Gründung der Stadt. Dieses ist zu bewahren, zu mehren, in der Gegenwart zu vermitteln und in die Zukunft weiterzugeben." So steht es im Leitbild des MARCHIVUM geschrieben. Daran anknüpfend wurde ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen, das sich genau um das Thema "Migration" dreht.
Menschen, Pferde und Dampfkraft bewegten nach wie vor die Gefährte auf Deutschlands Land und Wasserstraßen, als Nikolaus Otto in Deutz seinen Viertaktverbrennungsmotor entwickelte und 1877 patentieren ließ. 1885 bauten Gottlieb Daimler und sein Konstrukteur Wilhelm Maybach in Cannstatt das erste Motorrad der Welt. Und in Mannheim erprobte und verbesserte Karl Benz auf dem Werkstatthof in T 6, 11 sein dreirädriges, mit Viertaktmotor ausgerüstetes und mit Ligroin betriebenes Gefährt.
Uwe Ochsenknecht und seine Kollegin Dagmar Cassens standen in der Keplerstraße für das Fernsehspiel "Notwehr" vor der Kamera. Und die hohen Innenräume des Mannheimer Polizeipräsidiums boten die geeignete Kulisse für eine Szene in Volker Schlöndorffs und Peter Fleischmanns Film "Der Frevel". Kurzum: Mannheim war und ist bis heute ein beliebter Drehort für Filmschaffende aus ganz Deutschland.
Menschen verändern oftmals ihren Lebensmittelpunkt. Dies geschieht freiwillig oder durch Zwang. Die Verlagerung kann vorübergehend oder für immer sein. Dynamische Stadtgesellschaften spiegeln diesen Prozess wider; die Herkunft und Zusammensetzung ihrer Bewohnerschaft ist in stetem Wandel begriffen. Insofern bedeutet Stadtgeschichte immer auch Migrationsgeschichte, zugespitzt könnte man mit dem Soziologen Erol Yildiz sagen "Stadt ist Migration". Und diese Beobachtung wird – wie gerade das Beispiel Mannheim zeigt – nicht erst im 20. und 21. Jahrhundert virulent.
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