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Das Mannheimer Augustinerinnen-Kloster

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Lithographie von 1869 mit dem ehemaligen Augustinnerinnen-Kloster, vom Schloss aus gesehen, MARCHIVUM

Im Quadrat L 1 gegenüber dem Schloss erinnert heute nichts mehr an das Kloster, das sich einst an dieser Stelle befand. Betrieben wurde es von Nonnen, die sich 1720 mit einem Gesuch zur Klostergründung an Kurfürst Karl Philipp wandten. Es war Mannheims erstes und einziges Frauenkloster.

Die Nonnen stammten aus Heidelberg und gehörten dem Augustinerorden an. In Mannheim wollten sie eine Filiale ihres seit 1705 bestehenden Heidelberger Klosters errichten und mit einer „Mädchenschule“ ausstatten. Kurfürst Karl Philipp stimmte zu – sehr zur Erleichterung der katholischen Stadtgemeinde, die seit vielen Jahren eine Klosterschule für die Erziehung und Bildung ihrer Töchter wünschte. Als Mannheim 1720 zur Residenzstadt erhoben wurde, ließ der Zustrom der Familien adligen und sonstigen gehobenen Standes keinen Zweifel daran, dass die Stadt eine solche Einrichtung benötigte. Nach dem Kurfürsten erteilte auch der Bischof von Worms seinen Segen.


Stich der Gebr. Klauber von 1782 mit dem Augustinerinnen-Kloster in L 1, rechts die Wachhäuschen des Schlosses. MARCHIVUM

1722 erwarben die Nonnen in L 1 ein Wohnhaus, um es für ihre Zwecke zu nutzen. Kurz danach unterrichteten sie bereits 172 Schülerinnen. Davon wohnten 14 als Pensionärinnen ganz- oder halbtags im Kloster, so dass sie für Kost und Logis zahlen mussten, während der Unterricht entsprechend der Ordensregeln unentgeltlich erfolgte. Wegen der finanziellen Belastungen durch die Mannheimer Niederlassung setzte die Oberin des Heidelberger Mutterhauses bereits 1725 die Trennung beider Klöster durch. Im selben Jahr begann das nun selbständige Mannheimer Konvent mit einem Erweiterungsbau. Der Grundstein für die Klosterkirche an der heutigen Breiten Straße wurde in Anwesenheit Karl Philipps gelegt.


Lithographie von 1869 mit dem ehemaligen Augustinnerinnen-Kloster, vom Schloss aus gesehen, MARCHIVUM

Als 1749 über 250 Schülerinnen gezählt wurden, erfreute sich die Klosterschule längst eines hohen Ansehens. Sie wurde von der Stadt Mannheim mit einem jährlichen Zuschuss für den Französischunterricht unterstützt. Auch Kurfürst Carl Theodor war dem Kloster wohl gesonnen und finanzierte den 1781 begonnenen zweiten Erweiterungsbau, für den kein geringerer als Oberbaudirektor Nicolas de Pigage verantwortlich zeichnete. Aus dem ursprünglich kleinen und bescheidenen Konvent entstand ein stattlicher Klosterbau, der einen Großteil des Quadrats L 1 einnahm.


Grabmal der Gräfin Ursula von Saint-Martin in der Klosterkirche. Heute befindet es sich in der Heilig-Geist-Kirche. Foto um 1920, Marchivum

Während der Revolutionskriege waren zeitweise österreichische Truppen im Kloster einquartiert. Die Kirche diente als Militärmagazin und der Schulbetrieb musste vorübergehend eingestellt werden. Das Bombardement von 1795 fügte den Gebäuden schwere Schäden zu. Als Mannheim 1802 badisch wurde, zählte das Kloster 14 Nonnen und 241 Schülerinnen, von denen 39 im Konvent wohnten.

Obwohl der neue Landesherr, Karl Friedrich von Baden, das Kloster als Lehrinstitut bestätigte und finanzielle Unterstützung zusagte, sahen sich die Nonnen 1805 aus Alters- und Gesundheitsgründen gezwungen, den Schulbetrieb einzustellen. 300 Schülerinnen mussten auf andere Schulen verteilt werden. Schließlich wurde das Kloster im Zuge der Säkularisation der badischen Pfalz am 19. August 1805 aufgehoben, während die Schule zunächst als großherzogliches Lehrinstitut, dann als katholische Volksschule weiterbestand. Die Kirche ging 1898 an die Stadt über, zeitweise diente sie als stadtgeschichtliches Museum, später als Ausstellungsraum des Kunstvereins. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurden die Ruinen des früheren Frauenklosters vollständig abgebrochen. An der Stelle, an der im 18. Jahrhundert die Klosterkirche stand, befindet sich heute die Zulassungsstelle für Studierende der Universität Mannheim.


Zeichnung von ca. 1920 mit der Hauptansicht und Fassadendetails des ehemaligen Augustinerinnen-Klosters. MARCHIVUM

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