Bevor wir mit den Fragen beginnen, berichtet Anne-Marie Geisthardt, Geschäftsführerin des Kulturparketts, vom Kulturparkett und wie es zum Kultur-Tandem-Projekt kam.
Anne-Marie: Das Kulturparkett ist ein gemeinnütziger Verein, der sich 2013 in Mannheim gegründet hat mit dem Ziel, jedem Menschen unabhängig von der Größe des Geldbeutels die Teilhabe am Kulturleben zu ermöglichen. Mannheim und die Region haben ein sehr vielfältiges Kulturangebot, aber nicht jeder hat die gleichen Chancen, daran teilzuhaben. Deshalb haben wir den Kulturpass ins Leben gerufen: ein kleines, orangenes Kärtchen, mit dem man kostenfrei Kulturveranstaltungen und auch Kulturorte besuchen kann. Um das zu ermöglichen, haben wir am Anfang viele Kultureinrichtungen angesprochen und um ein Kartenkontingent gebeten. Wir sind da direkt auf offene Ohren gestoßen. Inzwischen haben wir über 120 Kulturpartner, darunter das MARCHIVUM. Und im Laufe der Jahre haben wir im engen Kontakt mit den Menschen festgestellt, es ist nicht nur die finanzielle Hürde alleine, die die Menschen davon abhält Kulturangebote wahrzunehmen. Dazu kommen oft noch Barrieren, die mit Sprache zu tun haben, oder auch mit der Tatsache, dass man hier alleine lebt, einsam ist, psychische Krankheiten hat, die Häuser nicht so zugänglich, nicht barrierefrei sind und so weiter. Und da versuchen wir, mit dem Kultur-Tandem neue Möglichkeiten zu schaffen.
Die Räumlichkeiten vom Kulturparkett e.V. befinden sich in S3 12, Foto: Anton Blattner
Nun zu den Protagonisten des Kultur-Tandems im MARCHIVUM – lieber Bastian, lieber Philip, Wie seid ihr auf das Kultur-Tandem aufmerksam geworden und wie wurde aus euch ein "Kultur-Match"?
Bastian: Ich fasse mal beide Fragen zusammen. Ich bin auch in der AG-Barrierefreiheit tätig, wir kümmern uns um Barrierefreiheit in Mannheim und der Region. Anne-Marie hatte an diese Runde eine Mail geschrieben, dass noch Partner für das Kultur-Tandem gesucht werden. Ich wurde gefragt, ob ich Lust hätte, da mit zu machen. Da es immer gut ist, neue Leute kennenzulernen, habe ich zugestimmt.
Wie kamst du zu dem Projekt, Philip?
Philip: Ich bin 2021 nach Mannheim gezogen und bin dann zum Kulturparkett, um dort ehrenamtlich zu arbeiten, weil ich den Verein spannend fand. So habe ich bei einem Auftakttreffen im Café vom Casino mitgeholfen, aber auch teilgenommen und dort Basti kennengelernt. Wir hatten zudem beide vorher auf dem Fragebogen angegeben, dass wir offen sind für alles Mögliche und Lust haben, Leute aus gänzlich anderen Hintergründen kennenzulernen. So wurden wir zusammengewürfelt…
Gemeinsames Kennenlernen, Foto: Anton Blattner
Wie seid ihr auf die Idee gekommen, das MARCHIVUM und die Ausstellung „Typisch Mannheim!“ zu besuchen?
Bastian: Anne-Marie hat gefragt, ob wir Lust haben, ins MARCHIVUM zu gehen. Und nachdem ich das vorher nicht kannte und mir nicht vorstellen konnte, was das ist, dachte ich mir, genauso wie ich Philip kennenlernen werde, lerne ich dann auch das MARCHIVUM kennen. Ich habe dann mit meinem Assistenten gegoogelt, was das MARCHIVUM ist. Und da hieß es Neueröffnung – dann ist mir aufgefallen, dass das ein historisches Museum ist. Ich war richtig neugierig, wie das aufgebaut ist. Und der Teil, den wir dann an dem Tag mit dem Filmteam gesehen haben, war sehr gut. Philip und ich haben auch besprochen, dass wir uns nochmal treffen, um in die Ausstellung zu gehen. Das haben wir fest vor. Das, was wir bisher gesehen haben, das habt ihr echt gut gemacht!
Philip: Mir ging es ähnlich. Als Anne-Marie davon erzählt hat, fand ich das auch sehr spannend. Vor allem die Stadt, in der ich nun lebe, geschichtlich zu erforschen.
Auf ins MARCHIVUM, Foto: Anton Blattner
Ist euch etwas besonders in Erinnerung geblieben?
Philip: Ich empfand diese Interaktivität, dieses alternative Ausstellungskonzept als sehr interessant und lehrreich. Zudem fand ich noch die Aufnahmen von den verschiedenen Stadtteilen als Bezug zum Heute super.
Wie war für euch eure Begegnung im MARCHIVUM? Gab es in der Ausstellung Anknüpfungspunkte, über die ihr ins Gespräch kommen konntet?
Bastian: Wir waren eher beeindruckt von der gesamten Aufmachung, weil wir inhaltlich noch nicht wirklich einsteigen konnten. Auch fand ich prima, dass man mit dem Rolli (Anm.: Rollstuhl) überall gut durchkam.
Philip: Ja, wir waren vor allem damit beschäftigt, erst einmal uns kennenzulernen. Und zudem war ein Kamerateam dabei. Aber ich bin ja eigentlich Mannheim-Newbie, und da konnte mir Basti im MARCHIVUM schon auch Sachen über Mannheim erzählen, die ich noch nicht wusste.
Im MARCHIVUM wird Geschichte multimedial und interaktiv umgesetzt, Foto: Anton Blattner
Eine letzte Frage: Was wünscht ihr euch für das Kultur-Tandem-Projekt?
Bastian: Dass es mit genauso viel positiver Energie weitergeht und dass auch noch andere Leute davon profitieren. Ich finde es gut, dass die Idee aufgegangen ist und hoffe, dass noch mehr solche gemischten Pärchen – einer mit Einschränkung und einer ohne – sich finden, weil es eine gute, sehr ungezwungene Art ist, dem anderen die Berührungsängste zu nehmen.
Philip: Sehr schöne Zusammenfassung! Ich wünsche mir, dass die zukünftigen Tandems neben dem Kulturerlebnis auch zwischenmenschliche Beziehung aufbauen können.
Anne-Marie: Wir wünschen uns, dass wir über die erste Runde jetzt auch Multiplikator*innen gewonnen haben, die das weitererzählen und das Projekt noch mehr hinausstrahlt in die Stadtgesellschaft.
Danke vielmals für das Gespräch und hoffentlich auf ein Wiedersehen im MARCHIVUM!
Online-Teaser des Kultur-Tandem-Projekts:
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