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Mannopolis - Automobilbauer der zwanziger Jahre

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farbige Werbeplakate verschiedener Automobilbauer der 1920er

Stadt- und Industriegeschichte sind in Mannheim kaum trennbar. Ein ganz besonderes Kapitel schreiben darin die Automobilfirmen der zwanziger Jahre. Mannheim entwickelt sich in der Zeit zu einer regelrechten Autometropole. Hier entstehen elegante Sportwagen, Luxuskarossen, kuriose Gefährte und bahnbrechende Rennwagen. Letztlich überdauert aber keine der Firmen und "MANNOPOLIS" mit all seinen schillernden Persönlichkeiten und Geschichten gerät in Vergessenheit. Zum hundertsten Jubiläum wird diese großartige Epoche mit einem Buch wieder zum Leben erweckt.

Die Zwanziger haben es in sich, auch schon vor hundert Jahren. Neben den etablierten Herstellern versuchen unzählige neue Automobilfirmen ihr Glück in der Nachkriegszeit. Darunter auch branchenfremde Firmen, die ihre Kriegsproduktion auf den lukrativen Fahrzeugbau umstellen möchten. Einen besseren Zeitpunkt gibt es kaum, denn ausländische Fahrzeuge sind unbezahlbar geworden durch schlechte Wechselkursentwicklung und hohe Zölle. Mannheim und die Region sind schon seit je her Tummelpatz von innovativen Ingenieuren, gut ausgebildeten Facharbeitern, fortschrittlichen Unternehmern und risikobereiten Inverstoren, nicht zuletzt angezogen durch große Firmen wie BENZ oder LANZ. Beste Voraussetzungen also, dass sich Mannheim Anfang der Zwanziger rasch zu einer erfolgreichen Fahrzeugbau-Metropole entwickelt. Doch nach anfänglich hohen Gewinnen wütet die Inflation mit einer nie dagewesenen Vermögensvernichtung. Kaum ist das vorüber, fallen die Schutz-Zölle und günstige amerikanische Fahrzeuge aus Serienproduktion fluten den Markt, was zu einem massiven Preisverfall führt. Das übersteht letztlich keine der hiesigen Automobilbau- Firmen und sie geraten in Vergessenheit.

Diese Mannheimer Episode wird in Publikationen, Museen und Archiven in ganz Europa hochgehalten, während ihr Stellenwert in Mannheim selbst eher gering ist. Völlig zu Unrecht, denn die hiesigen Autobauer bewiesen immer einen starken Bezug zu ihrer Herkunft. So wird "Baden", "Mannheim" bzw. das Mannheimer Wolfsangel-Symbol oft auf Firmen-Emblemen verwendet als stolzes Bekenntnis zur Region. Grund genug, danach zu forschen. Etliche Zeitzeugen, Journalisten, Experten und Museen in ganz Europa haben bei der Recherche geholfen. Viele überraschende Fotos und Dokumente ermöglichen erstmals ein umfassendes Bild. Ergebnis ist das Buch "MANNOPOLIS", mit dem das automobile Vermächtnis der Region wieder zum Leben erweckt wird.


Fahrzeug-Embleme (bis auf BENZ SÖHNE alle rekonsruiert).

Völlig vergessen sind auch die beliebten Sprint- und Bergrennen, an die das Buch erinnert, oder wer kennt noch das Käfertaler Dreiecksrennen, das Schriesheimer- oder Königstuhl-Bergrennen? Im Vordergrund stehen natürlich die Automobilmarken und deren Geschichte. Hier ein kurzer Überblick:

  • FULMINA (Käfertal, Friedrichsfeld, Seckenheim, Edingen)
    Carl Hofmann, Spross der Brauerei "EICHBAUM" hat Erfolg mit der Produktion von Industrieöfen und "Luxus-Automobilen".
     
  • SCHÜTTE-LANZ, VELOX (Rheinau, Brühl, Berlin-Zeesen)
    Nach dem Verbot des Luftschiff-Baus durch den Versailler Vertrag steigt eine Tochterfirma auf den Fahrzeugbau um.
     
  • BENZ (Neckarstadt, Waldhof)
    Der Mannheimer "Global Player" geht Mitte der Zwanziger eine Elefantenhochzeit mit dem ebenfalls angeschlagenen Stuttgarter Konkurrenten DAIMLER ein.
     
  • BENZ SÖHNE (Ladenburg)
    Carl Benz gründet mit seinen Söhnen eine weitere Automobilfirma in Ladenburg. Die Kunden haben die Wahl zwischen "zwei Arten von Benz-Wagen".
     
  • BADENIA (Ladenburg)
    Nach dem Ausstieg von BENZ-SÖHNE als Fahrzeughersteller wird der Ladenburger Automobilbau fortgeführt mit Unterstützung der HAG (Hessische Automobilgesellschaft).
     
  • MOPS (Mannheim, Ladenburg)
    Zwei Kaufleute, Peter Schmidt und Paul Bensdorf, lassen bei BADENIA einen günstigen dreirädrigen Kleinwagen bauen und hoffen auf den großen Erfolg.
     
  • RHEMAG (Berlin, Heidelberg, Rheinau)
    Richard Kahn hat einen großen Technik-Konzern aufgebaut, zu dem unter anderem die Heidelberger Druck gehört. Auch er möchte mit Sportwagen und Limusinen am Autoboom teilhaben.
     
  • HEIM (Lindenhof, Jungbusch)
    BENZ-Rennfahrer Franz Heim wird gemeinsam mit Schwager Oskar Eberle und Jacob Stengel zum Automobilproduzent und startet beim Grand Prix in Monza.
     
  • BRAVO (Neckarau)
    Die UNION-WERKE, bekannte Hersteller von Brauereianlagen, mutieren zu einem LKW-Produzenten und wollen den Kleinwagenmarkt aufmischen mit einem "Volksauto".
     
  • RABAG (Neckarau, Düsseldorf)
    Im Verbund zweier Firmen entstehen Neckarauer BUGATTI, die als gefragte Sportwagen auch etliche Rennerfolge einheimsen.

Nicht verschwiegen werden sollte:

  • LUX (Ludwigshafen)
    Der innovative Friedrich Lux hat einen erfolgreichen Start in den Anfängen der Automobileschichte und baut seinerzeit auch schon Elektrofahrzeuge.
     
  • PAUL KÜNSTLER (Heidelberg)
    Auch in Schlierbach werden "betriebssichere, billige Fahrzeuge für alle Zwecke" hergestellt, die sich auf ihren drei Rädern dem Preiskampf stellen.
     
  • TEUFELSKÄFER (Heidelberg)
    Felix Wankel macht die Landstraßen rund um Heidelberg mit einem Prototyp unsicher, der zwar nicht Serienreife erlangt, aber letztendlich zur Entwicklung des Wankelmotors führt.


Ein HEIM vor der Augustaanlage 32, ca. 1925.

Hier erfahren Sie mehr zur spannenden Automobilgeschichte der 1920er Jahre in Mannheim.

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270 laufende Meter Viernheimer Stadtgeschichte

Es ging, wie so oft, ums Geld. Das Kloster Schönau und die Gemeinde Viernheim stritten Anfang des 16. Jahrhunderts über die Höhe der Abgaben, welche die Dorfbewohner entrichten sollten. Das Kloster hatte in Viernheim die Grundherrschaft inne und bestand auf die Ableistung von Frondiensten, auf die Zahlung der "vierten Garbe" (1/4 der Ernteerträge auf den Sandäckern), des Zehnten sowie anderer Naturalleistungen. Dies war nicht unumstritten, zumal sich die Steuer- und Abgabelast in den vergangenen Jahrzehnten deutlich erhöht hatte. Kurfürst Philipp von der Pfalz gelang es, diesen Streit mit einem Schiedsspruch beizulegen. Niedergeschrieben wurde dies in einer Urkunde vom 5. Dezember 1503.

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