Breadcrumb-Navigation

Ludwig Moldrzyk

geboren am
Verfolgung

Kommunistischer Widerstandskämpfer
(Lechleiter-Gruppe)

1942 hingerichtet

Kachelbild
Galerie
Text

Ludwig Moldrzyk wurde 1899 als erster von drei Söhnen des Taglöhners Valentin Moldrzyk und dessen Ehefrau Therese geb. Mannheimer in Waldmichelbach geboren; ab 1907 lebte die Familie in Mannheim-Waldhof.

Nach dem Abschluss der Volksschule absolvierte Ludwig Moldrzyk eine Ausbildung zum Metallarbeiter und arbeitete schließlich bei der Heinrich Lanz AG auf dem Lindenhof. Ab 1917 lebte er in Neckarau.

1924 heiratete er die Neckarauerin Christina geb. Volz; das Paar bekam sechs Kinder, von denen eines im Kleinkindalter verstarb.

Im Jahr 1930 trat Ludwig Moldrzyk der KPD bei, in deren Neckarauer Ortsgruppe ihm bald das Amt des Gruppenkassiers übertragen wurde. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde er verhaftet und 1933/34 im KZ Ankenbuck inhaftiert, wo er den ehemaligen Mannheimer KPD-Landtagsabgeordneten Georg Lechleiter kennenlernte. Nach der Haftentlassung setzten sich die beiden Kommunisten federführend für den Wiederaufbau der verbotenen „Roten Hilfe“ in Mannheim ein, um „für die Angehörigen politischer Gefangener marxistischer Prägung Geld zu sammeln und weitere Gesinnungsgenossen für die Unterstützungsaktion zu werben“. Moldrzyk gewann hierfür u.a. bei der Lanz AG die Genossen Anton Kurz und Eugen Sigrist, die sich mit Geldspenden beteiligten.

Darüber hinaus setzte Ludwig Moldrzyk seine politische Arbeit in der Illegalität fort, indem er die Verteilung antifaschistischer Flugschriften in Neckarau und Rheinau leitete.

Im Zuge einer Verhaftungswelle 1935 wurde Ludwigs Bruder Josef Moldrzyk, der ebenfalls an der Arbeit der Widerstandsgruppen im Mannheimer Süden beteiligt war, festgenommen und zu fünfeinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, die er in Ludwigsburg verbüßte. Ludwig Moldrzyk entging der erneuten Verhaftung, musste seine politischen Aktivitäten aber zunächst weitgehend einstellen, da sich die Mehrzahl der kommunistischen Kader entweder in Haft befanden oder unter strenger Beobachtung der Gestapo standen. Die illegalen Widerstandsgruppen waren um 1935 nahezu vollständig von den Verfolgungsbehörden zerschlagen.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion gründete sich in Mannheim 1941 ein Widerstandsnetz um Georg Lechleiter, das in strengster Klandestinität – einige Mitglieder der sog. „Lechleiter-Gruppe“ dürften sich nie persönlich begegnet sein – vier Ausgaben einer antifaschistischen Kampfschrift mit dem Titel „Der Vorbote“ produzierte und in den Mannheimer Industriebetrieben in Umlauf brachte. Ludwig Moldrzyk leitete hierbei die illegale Betriebszelle bei Lanz und gewann erneut Anton Kurz und Eugen Sigrist zur Mitarbeit bei der Verteilung. Außerdem stellte er den Kontakt zu Gleichgesinnten in anderen Werken her.

Im Februar 1942 wurde Ludwig Moldrzyk zusammen mit weiteren Mitgliedern der „Lechleiter-Gruppe“ verhaftet und am 15. Mai vom Volksgerichtshof wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zum Tode verurteilt. Am 15. September 1942 wurden er und 13 seiner Mitstreiter*innen im Stuttgarter Justizgebäude hingerichtet.

Der Stolperstein zum Gedenken an Ludwig Moldrzyk wurde 2009 auf dem Gelände der ehemaligen Heinrich Lanz AG (heute John Deere) verlegt. Die Patenschaft hat der Betriebsrat von John Deere übernommen.

 

Text: Dr. Marco Brenneisen (MARCHIVUM), Oktober 2020
Adresse

John Deere, Werksgelände (Lindenhof)
68163 Mannheim
Deutschland

Geolocation
49.47282145924, 8.476021245369
Verbundene Stolpersteine